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E.1.6 Personen-Suchmaschinen (insb. USA)

Ermittlungstechnisch kann man die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) aus deutscher Sicht teilweise wirklich als "Daten-Eldorado" bezeichnen. Das liegt daran, dass zahlreiche Behörden und Institutionen über ihre Internetseiten einen Zugriff auf die von ihnen verwalteten Daten zulassen und es auf der anderen Seite Dienstleister gibt, die diese Daten zusammenführen (sogenannte "Aggregatoren") und gegen Entgelt zur Verfügung stellen. Diese kann man sich nun zunutze machen, um bei bekannten oder vermuteten Beziehungen von Personen in die USA weiterführende Ermittlungen anzustellen.
Daher kann man für solche Recherchen auch beinahe soetwas wie einen roten Faden anbieten: zunächst sind - falls noch nicht bekannt - Orte in den USA ausfindig zu machen, zu denen die Person Beziehungen hat. Im nächsten Schritt sind diese Orte zu lokalisieren, d.h. der Staat und das County (Verwaltungsebene in der Größenordnung unserer Landkreise, aber mit weitaus mehr Daten). Anschließend sind für den Recherchezweck geeignete Institutionen zu bestimmen, z.B. Handelsregister oder Grundbuchämter, und zu suchen, um abschließend in deren Daten nach den gewünschten Informationen zu suchen.
Handelsregister sind dabei meist auf Ebene des Bundesstaats realisiert, Grundbuchregister etc. auf County-Ebene. Bevor man also mit einer zeitaufwändigen Suche nach dem passenden County beginnt, sollte man überlegen, welche Daten man eigentlich benötigt, und wo die voraussichtlich verfügbar sind.

Eine kleine Anekdote zu den Aggregatoren:
Zu Beginn des Englisch-Lehrgangs für Betriebsprüfer und Steuerfahnder beim Bundessprachenamt in Hürth stellte sich damals der Lehrgangsleiter kurz auf Englisch vor und beschrieb seine Herkunft nur mit den Worten "upstate New York, where there are a lot of trees". Mehr wollte er nicht offenbaren. Wir hatten eine Doppelstunde, und als er zu Beginn der zweiten Stunde wieder in den Unterrichtsraum kam, leuchtete ihm vom Beamer eine GoogleMaps-Karte von Glens Falls und South Glens Falls entgegen.
Über die Internetseite http://www.privateeye.com hatte ich nach seinem Namen gesucht und namentlich passende Einträge mit den beiden vorgenannten Ortsnamen erhalten. Er war ziemlich verwundert.

Am Ende des zweiten Teils des Englisch-Lehrgangs habe ich ihm die Auflösung verraten, woraufhin er sagte, dass er schon seit mehr als 20 Jahren in Deutschland wohne und die einzige Anbindung an seinen Geburtsort eigentlich nur noch das Wählerregister sei.

Der rote Faden:

Für das folgende Beispiel habe ich mir als Person den deutschen Moderator Thomas Gottschalk herausgesucht, zu dem wir einige Recherchen durchführen wollen. Lt. http://www.wikipedia.de wurde Thomas Johannes Gottschalk am 18. Mai 1950 geboren. 1976 heiratete er die 4 Jahre ältere Thea. 1982 wurde ein Sohn namens Roman geboren, 1989 wurde Sohn Tristan adoptiert. Zu Beginn der 1990er Jahre zog Gottschalk nach Malibu in Kalifornien.
An anderer Stelle finden sich Hinweise darauf, dass sich auf seinem Grundstück in Malibu eine Windmühle befinden soll.

1. Passende Personen finden und Orte merken (wenn Orte in den USA, zu denen Verbindungen bestehen, schon bekannt sind, kann dieser Punkt übersprungen werden)

Es gibt die verschiedensten Aggregator-Seiten, mit denen sich in den USA Personensuchen durchführen lassen. Die m.E. bekanntesten und besten sind aktuell:

Beginnen wir mit der Seite http://www.privateeye.com. Bei der standardmässig eingestellten einfachen Namenssuche kann man nach Vornamen, Nachnamen, Ort und Staat suchen.

Ohne Einschränkung auf einen Ort oder einen Staat würde nun eine US-weite Suche durchgeführt, die aktuell 44 Treffer umfasst. Falls man keine Anhaltspunkte auf einen Ort hat, wird einem nichts anderes übrig bleiben, als die Suchergebnisse manuell zu sichten. Von Hilfe ist dabei bei den Suchergebnissen die rechte Spalte mit den möglichen Verwandten:

Schließlich finden wir als 44.ten Eintrag den folgenden:

Würden wir auf den Button klicken, dann würde sich ein neues Fenster öffnen, wo man uns verschiedene Angebote machen würde, die im Preis von 0,95 $ bis 39,95 $ reichen und je nach Preis verschiedene Leistungen beinhalten, z.B. für 39,95 $ den sogenannten Background Check mit den folgenden Informationen:

In der Regel reicht uns aber die Ortsinformation.

Zur Sicherheit führen wir eine zweite Suche über die Internetseite http://www.whitepages.com durch. In diesem Fall wollen wir die Erkenntnis, dass Thomas Gottschalk Bezüge zu Kalifornien hat, als gesichert voraussetzen und schränken unsere Suche daher auf diesen US-Bundesstaat ein. Als verbundene Person wird wiederum Thea Gottschalk genannt, und der Altersbereich für Thomas Gottschalk ist zutreffend.

Die umgekehrte Suche nach Thea Gottschalk liefert das folgende Ergebnis:

Auch ihr Alter ist korrekt wiedergegeben.

Bei beiden Suchergebnissen gibt es Hinweise auf die Ramirez Canyon Road in Malibu/Kalifornien, so dass wir diese Ortsangabe nun ebenfalls als gesichert voraussetzen wollen.

2. Zuständiges County finden

Sehr viele administrative Aufgaben sind in den USA auf die Counties, größenordnungsmäßig mit den Landkreisen in Deutschland, verteilt. Hier sind dann auch die entsprechenden Daten vorhanden und möglicherweise über Internetseiten abrufbar. In den USA gibt es über 3.000 Counties. Bei der Suche ist deren kommunaler Spitzenverband National Association of Counties mit seiner Homepage http://www.naco.org behilflich. Unter dem Menü-Punkt "About Counties" gibt es die Option "Find a County".

Klicken wir darauf, erscheint eine neue Seite, wo wir entweder über die Landkarte oder über ein kleines Auswahlfeld oben rechts davon den passenden US-Bundesstaat auswählen können.

Haben wir Kalifornien ausgewählt, bekommen wir zunächst den Hinweis, dass es in Kalifornien 58 Counties gibt. Man könnte über eine Landkarte versuchen, das passende County zu ermitteln, aber einfacher ist es über den Punkt "Places/Cities".

Man gelangt zu einer neuen Seite, wo man den Anfangsbuchstaben des gesuchten Ortsnamens anklicken muß.

Man gelangt dann zu einer entsprechenden Liste, wo man dann zu Malibu den Eintrag "Los Angeles County" ablesen kann. Diesen Namen müssen wir uns merken, da er uns zu den weiteren Recherchequellen führen wird.

3. Passende Datenbanken finden

Die zu suchenden Recherchequellen sind abhängig vom Grund der Suche. Einen sehr guten Überblick gibt die Internetseite http://www.searchsystems.net, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Links zu den in den USA vorhandenen Datenbanken an einer Stelle zusammenzuführen.

Beginnt man, in dem Feld "By County" den Text "Los Angeles County" einzutippen, ergänzt die Seite bei erkannten Treffern und bietet die noch in Frage kommenden Begriffe an.

Wählt man das gesuchte County aus, erscheint in der Folge eine Auflistung der für dieses County bekannten Datenbanken. Vorangestellt ist der Link zu der County-Verwaltung, in diesem Fall zur Los Angeles County Home Page. Darunter folgen in alphabetischer Sortierung die gefundenen Datenbanken. Nicht alle haben einen wirklich interessanten Inhalt. Einige der vorgestellten Datenbanken sind kostenpflichtig und enthalten dann rechts neben dem Link den Hinweis "Pay Site".

Ein typischer Begriff für Grundbuchämter ist "Property", den wir auch in der Liste für das Los Angeles County wiederfinden: Los Angeles County Property.

Die Seite ist für eine Bildschirmauflösung von 1.024x768 Bildpunkte optimiert, so dass man zunächst möglicherweise ein wenig nach unten scrollen muss, um den Button "Accept" drücken zu können. Leider bietet das Los Angeles County im folgenden keine Suche nach dem Namen von Eigentümern an, so dass wir uns anders behelfen müssen.

Mit GoogleMaps haben wir die Möglichkeit, nach der Ramirez Canyon Road, Malibu zu suchen. Schaltet man zur Satellitenansicht um und verschiebt den Kartenausschnitt, wird man fündig.

Auf der Satellitenansicht sieht man, dass sich das Grundstück in der Nähe der Kreuzung zwischen der Ramirez Canyon Road und der Blue Anchor Road befindet.

Gibt man die entsprechenden Suchkriterien ein, wird einem der entsprechende Kartenausschnitt angezeigt:

Klicken wir nun auf das unterhalb der Karte und anschließend auf trapezförmige Grundstück links oberhalb des Schriftzugs "RAMIREZ CANYON ROAD", werden rechts die Detaildaten zu dem Grundstück angezeigt.

Die Assessor's ID No. ist vergleichbar mit dem deutschen Einheitswertaktenzeichen. Die postalische Anschrift ist angegeben, ebenso die Bebauungsrt als "Einfamilienhaus". Für die Grundsteuerveranlagung 2011 sind die Werte des Grund und Bodens sowie für die Gebäude. Klickt man hier auf , bekommt man nach einer Sicherheitsüberprüfung und der Eingabe der Assessor's ID No. sogar den Status der Grundsteuerveranlagung angezeigt:

Aus den weiteren Stammdaten des Grundstücks lassen sich auch noch Informationen über die Größe und Zimmeraufteilung erkennen:

Die Wohnfläche den 1982 errichteten Hauptgebäudes dürfte danach 8.938 Quadratfuß entsprechend ca. 830 Quadratmeter betragen. Das Gebäude hat 4 Schlafzimmer und 6 Badezimmer/WC. Das 1999 errichtete zweite Gebäude hat rund 83 Quadratmeter, 2 Schlafzimmer und 1 Badezimmer.

Dies ist lediglich ein Beispiel für die m.E. am häufigsten vorkommende Suche, nämlich der Erwerb von Grundvermögen in den USA. Für eine Kollegin hatte ich beispielsweise mal Grundvermögen ihres Steuerpflichtigen in Florida ermittelt, incl. der in dem County möglichen Suche in den sogenannten "County Records" (Gerichtsakten). Sie berichtete später, dass die Gesprächsbereitschaft seitens des Steuerpflichtigen enorm zunahm, nachdem er die Farbausdrucke incl. Luftbildern aus allen 4 Himmelsrichtungen etc. in den Akten gesehen hatte.

Aufgrund der Fülle der Ermittlungsmöglichkeiten ist eine abschließende Darstelung nicht möglich, hier aber noch einige eitere Beispiele für in der Vergangenheit durchgeführte Recherchen in den USA:

Im Rahmen des Bereitschaftsdienstes erreichte mich der Anruf eines Mitarbeiters einer US-amerikanischen Firma, der einen Deutschen als Gläubiger eines Darlehens im Millionenbereich nannte. Eine hausinterne Recherche ergab, dass es sich um einen Steuerpflichtigen handelte, der sich einem Ermittlungsverfahren durch Flucht entzogen hatte. Durch die Recherche im Handelsregister von Florida (http://www.sunbiz.org) konnten 2 von ihm dort gegründete Firmen ermittelt werden, incl. Angaben zu seiner neuen Anschrift und Unterschriftsproben unter den Firmengründungsunterlagen, die mit hiesigen Proben positiv abgeglichen werden konnten.

Das Luftfahrzeugregister in den USA ist öffentlich. Im Rahmen einer Prüfung bestanden Zweifel an der Stückzahl der eines deutschen Herstellers in die USA gelieferten Ultraleichtflugzeuge. Auf der Homepage der Federal Aviation Administration FAA war es möglich, die Zulassungen der von dem Hersteller vertriebenen Ultraleichtflugzeuge zu ermitteln, incl. der Zulassungsnummer und der Seriennummer.

In einem Fall war von einem Steuerpflichtigen behauptet worden, dass ungeklärte Geldzuflüsse von seinem Bruder stammten, der in den USA einen KFZ-Handel betreiben sollte. Unter der angegebenen Anschrift waren keine Hinweise auf einen entsprechenden Betrieb ersichtlich, auch konnten in verschiedenen lokalen Datenbanken keine Einträge gefunden werden. Schließlich wurde dem deutschen Prüfer eine Steuernummer aus Texas vorgelegt. In Texas ist es möglich, online zu prüfen, ob eine Steuernummer auch für Umsatzsteuer registriert ist. Bei der genannten Steuernummer war dies nicht der Fall.

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